HUDLHUB - EIN LEICHT KRIMINELLES HEIMATBUCH

von MATHIAS PETRY


Selfpublished über CreateSpace Independent Publishing Platform

Erschienen im März 2015

ISBN 978-1-508-54905-5

Format: Taschenbuch

Preis: 8,95 Euro

Seiten: 282


Irgendwann und irgendwo habe ich mal in einem Zitat zum Thema "Bücher" gelesen, dass Lesen die schnellste Art des Reisens wäre. Das ist wohl wahr. - Man schlägt ein Buch auf, liest die ersten Sätze..... und befindet sich in einem Café in Paris, fährt durch die überfüllten Straßen Roms, sitzt in einem Taxi in New York, besteigt den Mount Everest oder wandert durch Lappland. Oder - man ist in Hudlhub. 

Ähhh... Hudlhub? Kennt zufällig jemand Hudlhub? Wahrscheinlich nicht, oder?

Und genau das hat der Autor vermutlich eingeplant, denn im Zeitalter von Smartphone und Co. hat man ja schnell und gerne mal die Damen und Herren von Google darüber ausgefragt, was einem gerade auf der Seele brennt. Ich mache da keine Ausnahme. 

"Hudlhub" also abgefragt, und wo lande ich? Auf der Website dieses "Ortes", die übrigens sehr schön gestaltet ist. Überzeugt Euch selber auf www.hudlhub.de. - Lange Rede, kurzer Sinn: Hudlhub ist ein fiktiver Ort in Oberbayern, in dem das ganz normale Landleben tobt. Aber das ist noch nicht alles! "Hudlhub" ist nicht einfach nur ein Roman! Nein! "Hudlhub" ist ein ganzes Projekt! Denn zum Roman gibt es auch, was ich persönlich mir bei fast jedem Buch wünschen würde, eine CD. Einen Soundtrack, in dem man das Buch wiedererkennt, in dem man seine Lieblingsprotagonisten erneut trifft und bei dessen Hören man eine noch genauere Vorstellung des Ortes bekommt. Eine geniale Idee, wie ich finde, die sicherlich auch zu nicht alltäglichen Romanlesungen führt, denn der Autor Mathias Petry zeichnet sich sowohl für das Buch als auch für die CD verantwortlich.

Naja, eigentlich ist Hudlhub ja gar kein Roman sondern "ein leicht kriminelles Heimatbuch". Das heißt: es gibt nur eine (wirklich kleine) Leiche aber keine Polizisten. Dafür jede Menge Feuerwehrmänner. Politiker und Ortsvorsteher dürfen ebenfalls nicht fehlen, ebenso der Herr Pastor, der seine Schäfchen immer schön zusammenhält. 
Das Leben geht in Hudlhub seinen geregelten Gang und nur hier und da passiert hinter zugezogenen Gardinen die ein oder andere , nun ja,...."leicht kriminelle" Tat.

Wie das in einem Dorf nun einmal so ist - eine ungeschriebene Regel, die seit Ewigkeiten gilt - kennt jeder jeden, hilft jeder fast jedem und weiß jeder wirklich ALLES über jeden (oder glaubt es zumindest zu wissen). Insofern würde ich "Hudlhub" fast als Gesellschaftsstudie bezeichnen, denn ich bin selber in einem Dorf aufgewachsen und kann nach der Lektüre nun sagen: Ja. Da ist nichts übertrieben. Das Dorfleben ist wirklich so. 

Die Menschen geben sich sehr gläubig, die Kinder erfahren eine Kindheit an der frischen Luft, die Frauen opfern sich für ihre Familie auf und halten Kaffeekränzchen ab, bei denen jede Menge Rezepte ausgetauscht werden und die Männer sind selbstredend im Schützenverein, bei der freiwilligen Feuerwehr und mindestens einmal pro Woche hackenstramm beim Kartenspielen in der Kneipe.


Pustekuchen! In Hudlhub ist alles anders! Da werden auf der Jagd Hirsche mit 80jährigen Rennradfahrern verwechselt, da haben Politiker gänzlich außergewöhnliche Ambitionen, da gibt es unglücklich verliebte Briefträgerinnen und Männer, die so ziemlich auf der Leitung stehen. Oder auf dem Schlauch. Denn der Feuerwehrtrupp von Hudlhub ist schon echt 'ne Nummer! Allesamt total liebenswert und mehr oder weniger ziemlich dusselig. Aber immer zur Stelle, wenn es brennt. Oder vermutlich immer zur Stelle. Denn es hat noch nie gebrannt. Dafür wird das Feuerwehrfahrzeug immer tiptop in Schuss gehalten, das muss ja auch mal lobend erwähnt werden. Aber dann: SEK - Einsatz! Außen vor statt mittendrin die Jungs von der Feuerwehr. Wenigstens etwas.
Aber damit ist die Geschichte ja noch nicht zu Ende erzählt. Ein verlorener Sohn kommt nach langer Zeit nach Hause und hat eine sauteure Rassekatze und die Elfenbeinprinzessin im Gepäck. Die Katze gehört nicht ihm sondern einem Fußballbundesliga-Profi, weswegen bald schon zwei Auftragskillerinnen auftauchen, um die Sache zu regeln. 
Außerdem hat der Himbeer-Toni, bekannt für die besten Himbeeren des Landes, einen extrem grünen Daumen. Und landet dafür im Knast. Der Pastor stolpert ständig über seine eigenen Füsse und Maik aus Ostdeutschland bemüht sich wirklich um Integration. 


Dieses Buch ist vollgepackt mit verschiedenen, mitunter ziemlich durchgeknallten Charakteren, außergewöhnlichen Situationen und ständigen, zum Ende hin immer rasanteren Perspektivwechseln. Zu voll ist es jedoch zu keiner Zeit, denn diese ganzen Protagonisten fügen sich hervorragend in das Gesamtbild ein, ohne es überladen wirken zu lassen. Der Leser wird aufgrund der Fülle von Ereignissen nicht verwirrt sondern immer neugieriger. Die ganzen -zum Glück gut zu verstehenden- bayerischen Einsprengsel tun ihr Übriges zur Atmosphäre des Buches dazu, so dass man am liebsten die Koffer packen und den nächsten Urlaub in einem kleinen bayerischen Örtchen verbringen möchte.

Eine herrliche Geschichte über ein "ganz normales" Dorf in Oberbayern. Mich hat "Hudlhub" bestens unterhalten, daher lautet MEIN FAZIT: 4,5/5 BÜCHEREULEN 

 

 



....und nun noch ein paar Worte zur CD:

Diese 15 Lieder erzählen eine Geschichte. Die Geschichte des Romans "Hudlhub". Man hat sogar fast das Gefühl, die Protagonisten wären zum Singen aus dem Buch gesprungen. 
Den Musik Stil würde ich als bayerischen Heimat-Rock beschreiben. Mitunter etwas in Richtung Ballade oder ein wenig jazziger, auf jeden Fall jedoch stimmungmachend und taktvorgebend. 
Die Texte sind auf bayerisch eingesungen, was für mich nicht unbedingt immer verständlich ist, aber absolut zum Gesamtkonzept Buch/CD passt.
Nicht gerade meine Musik Richtung, trotzdem habe ich mir meine Favoriten schnell herausgepickt und nun seit Tagen einen Ohrwurm.

In diesem Sinne...."...es ist Nacht und der Mond tanzt Lunahulahudlhoop...."

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