DIE ANDERE HÄLFTE DER HOFFNUNG

von MECHTILD BORRMANN


Droemer Verlag der Droemerschen Verlagsanstalt (www.droemer.de)

ISBN 978-3-426-28100-0

Format: gebunden

Preis: 19,99 Euro

Seiten: 320



Nach Beendigung dieser etwas über 300 Seiten kann ich nur sagen: "Uff!"
Weil das Buch auch gerne noch 300 Seiten länger hätte sein können und weil es mich gepackt, entsetzt und schockiert hat. Weil es mich traurig gemacht und zum Nachdenken gebracht hat. Weil es nicht nur ein Krimi sondern vielmehr ein Zeitzeugnis ist. Und weil ich es einfach großartig fand.
Mechtild Borrmann ist eine bemerkenswerte Autorin, die diese Geschichte so "echt" vermittelt, dass es eine wahre Freude ist, das Buch zu lesen. Drei verschiedene Erzählstränge werden hier geschickt miteinander verwoben und bilden von Anfang an eine klar verständliche Einheit.
Da wäre zuallererst Walentyna, die in der verbotenen Zone von Tschernobyl lebt, was nicht gestattet ist. Walentyna hat es jedoch in der Stadt nicht mehr ausgehalten, hat sich eines der verlassenen und kontaminierten Häuschen in der "Entfremdungszone" mehr schlecht als recht bewohnbar gemacht und wartet. Wartet auf ein Lebenszeichen ihrer Tochter Kateryna, die dank eines Stipendiums an einer deutschen Universität studiert und von der sie seit deren Abreise nichts mehr gehört hat. Um die Langeweile und Kälte des nahenden Winters zu vertreiben, fängt Walentyna an, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Die Geschichte einer Zeitzeugin, die sowohl den Anfang als auch das Ende von Tschernobyl miterlebt hat. 
Dann gibt es noch Tanja, die auf der Flucht ist. Leicht bekleidet und barfuß bekommt sie Hilfe vom älteren Bauern Matthias Lessmann, der sie auf seinem Hof versteckt und erst, als sie da ist, merkt, wie einsam er die ganzen Jahre war. Er möchte Tanja helfen und sticht dabei unbeabsichtigt in ein Wespennest aus Korruption und Machtmissbrauch. 
Im dritten Erzählstrang begleitet man Leonid, den suspendierten Mitarbeiter der Kiewer Miliz, der auf eigene Faust und auf Wunsch von Walentyna in Deutschland über Katerynas Verbleib nachforscht.
Eigentlich handelt es sich hier ja um einen Krimi. Diese Tatsache trat aber für mich aufgrund der so packenden Schilderung von Walentynas Lebensgeschichte völlig in den Hintergrund. Als das Reaktorunglück in Tschernobyl damals passierte, war ich ein Teenager und hatte andere Flausen im Kopf. Nach Beendigung dieses Romans nun habe ich mir viele Gedanken darüber gemacht, was der Super-GAU für die Menschen damals bedeutete. Was er aus ihnen machte. Wie sie damit umgingen, umgehen mussten.
Ein Buch, das noch lange nachhallt und das einem klar macht, dass Korruption nicht nur in Osteuropa an der Tagesordnung ist. Es ist zwar eine fiktive Geschichte, aber es ist absolut nicht unwahrscheinlich, dass es sich genau so zugetragen haben könnte. 

MEIN FAZIT: Absolute Leseempfehlung! 5/5 BÜCHEREULEN

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