DIE LÜGEN JENER NACHT

von JUDITH MERCHANT


Knaur Verlag der Droemerschen Verlagsanstalt (www.knaur.de)

Erschienen im August 2014

ISBN 978-3-426-51627-0

Format: broschiert

Preis: 14,99 Euro

Seiten: 448



Ein Krimi, der nicht typisch ist - denn ermittelnde Polizisten spielen hier allenfalls eine kleine Nebenrolle.
Geschrieben in einem Stil, der in keinster Weise reißerisch ist - sondern melancholisch und bisweilen wunderschön poetisch.
Und dennoch strotzt dieser Roman vor Spannung, unerwarteten Wendungen und geballter Frauenpower.
Kurz - ein Buch, das mich sehr begeistert hat.

Obwohl ich die Hauptprotagonistin Mimi zunächst überhaupt nicht leiden konnte, da sie ein in Selbstmitleid badender Jammerlappen ist, hat mich das Buch mit der allerersten Szene gefangen genommen: Junggesellinnenabschied.
Wer jetzt denkt, hier geht es laut und lustig zu, der liegt nur teilweise richtig. Natürlich sind die Mädels stramm wie die Haubitzen, ins Freibad eingebrochen und feiern nun, was das Zeug hält. Und dennoch erkennt man genau die feinen Untertöne, das gegenseitige Belauern, ob die Andere etwas Falsches macht oder sagt. Unsicherheit, von der man sich fragt, woher sie rührt.
Mimi ist einerseits froh, dabei zu sein, fühlt sich aber andererseits völlig deplaziert. Überhaupt wundert sie sich, warum sie zu diesem Junggesellinnenabschied und der kurz darauffolgenden Hochzeit eingeladen wurde. Denn vor zehn Jahren waren sie, Grit, Simone, Alla und Nina eine eingeschworene Clique. Dann folgte Mimi ihrem Freund Douglas nach Edinburgh und verschwendete fortan keinen Gedanken mehr an ihre Freundinnen. 
Nun aber hat Douglas Schluss gemacht und Mimi hat weder Geld noch Arbeit noch ein Dach über dem Kopf. Nur deshalb hat sie diese Einladung aus Deutschland überhaupt angenommen. Sie wußte nicht, wohin sonst.
War Mimi anfangs ziemlich nervig mit ihrem Weltschmerz, zeigt sich doch sehr bald, dass sie einfach nur schrecklich einsam ist und mit der Trennung von Douglas in ein ganz tiefes Loch gefallen ist. - Aus dem ihre alten Freundinnen sie ganz langsam wieder herausziehen. 

Am Tag nach dem Junggesellinnenabschied hat Mimi einen klassischen Filmriss. Sie kann sich an kaum etwas erinnern, was an dem Abend passierte. Noch dazu macht Alla komische Andeutungen, die Mimi nicht einordnen kann. Überhaupt erzählen die Freundinnen ständig Sachen aus der gemeinsamen Vergangenheit, an die Mimi sich nicht erinnern kann.

Dann kommt es knüppeldicke: am Hochzeitsmorgen wird der Bräutigam tot aufgefunden und die Braut ist verschwunden. Schnell gilt Mimi als Hauptverdächtige und ab da überschlagen sich die Ereignisse. 
Der Roman wird zur reinsten Achterbahnfahrt mit vielen überraschenden Wendungen. Nichts ist, wie es zunächst scheint, man kann auch als Leser keinem mehr trauen und staunt immer wieder, wie perfide und dennoch loyal Freundinnen sein können.

Dieses Buch hat mich mit seiner Vielseitigkeit sehr begeistert, daher lautet MEIN FAZIT: 5/5 BÜCHEREULEN