KRUSO

von LUTZ SEILER

Suhrkamp Verlag (www.suhrkamp.de)

Erschienen im September 2014

ISBN 978-3-518-42447-6

Format: gebunden

Preis: 22,95 Euro

Seiten: 484


Dieser Roman hat im Jahr 2014 den deutschen Buchpreis gewonnen. Klar, dass meine Erwartungen entsprechend hochgesteckt waren. Ich freute mich auf eine spannende, ergreifende und kluge Lektüre. Und wurde über alle Maßen enttäuscht.
Ein gutes Buch ist für mich ein Buch, dessen Inhalt mich fesselt, mich zum Lachen oder Weinen bringt, mich grübeln lässt und mich vor allem die Welt um mich herum ausblenden lässt. Keines dieser Attribute trifft auch nur im Entferntesten auf Kruso zu.
Die Geschichte: die letzten Tage der DDR, ein Thema, das es schon zur Genüge gab, gerade in jüngster Zeit. Aussteiger Ed, der seine Freundin durch einen Unfall verlor, "strandet" sozusagen auf der Insel Hiddensee. Hier findet er recht schnell Arbeit als "Esskaa" (SK = Saisonkraft) im Restaurant "Zum Klausner".

-"Das 'Z' war aufwendig verziert, und für einen Moment hatte Ed den Schildermaler vor Augen; er sah, wie man ihm den Auftrag erteilte, wie er den Namen des Schiffes und den Termin seiner Taufe notierte."- Zitat Seite 43

Ed bekommt Verpflegung und ein kleines Gehalt im "Klausner" und außerdem ein Zimmer zugewiesen, dessen "Inspektion" recht merkwürdig ist:
-" Ed beugte sich über das Bett und lauschte; es war ihr höllischer Kurvengesang, sehr leise, sehr weit entfernt. G. winkte, die Bahn fuhr ihre letzte Runde, ein paar Verse dröhnten in seinem Schädel."- Zitat Seite 52

Manchen Leuten mag diese Ausdrucksweise gefallen, für mich ist es hochgestochene Lyrik, der ich überhaupt nichts abgewinnen kann. G. ist übrigens Eds Exfreundin und hat, genau wie alle anderen Menschen aus seiner Vergangenheit nur einen Buchstaben, keinen Namen. Der Kater allerdings, den er seinem Schicksal überlässt, als er sich auf nach Hiddensee macht, heißt Matthew.

Was nun folgt, sind ellenlange Beschreibungen von Eds Kollegen (unter anderem Krusowitsch, genannt Kruso, der Ed unter seine Fittiche nimmt) und der Arbeit in der Spülküche.
Lutz Seiler schreibt und beschreibt viel auf diesen knapp 500 Seiten, hat im Grunde aber wenig zu sagen. Zudem schweift er oft ab, ist sprunghaft und schreibt bisweilen zusammenhanglos. Das macht es dem Leser nicht einfach, einen Bezug zum Roman bzw. zu den Protagonisten aufzubauen. Man liest diesen Roman und hat das Gefühl, einfach nicht vorwärts zu kommen. Die Tatsache, dass diese Geschichte völlig düster und freudlos ist, trägt auch nicht gerade zum (für mich nicht vorhandenen) Lesekomfort bei.
Des weiteren neigt der Autor zu unappetitlichen und unästhetischen Beschreibungen, davon kann es seiner Meinung nach anscheinend gar nicht genug geben. Eine Tatsache, die ihn mir nicht unbedingt sympathischer gemacht hat.

MEIN FAZIT: leidenschaftslos, gefühlslos, humorlos und belanglos - 1/5 BÜCHEREULEN

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