ABGEFERKELT

von ANDREA HACKENBERG


Knaur Taschenbuch Verlag der Droemerschen Verlagsanstalt (www.knaur.de)

Erschienen im Juli 2012

ISBN 978-3-426-51114-5

Format: Taschenbuch

Preis: 8,99 Euro

Seiten: 320


 Ihr kennt ja meinen Tick mit dem ersten Satz, oder? Der erste Satz in einem Buch muss bei mir nachhallen, mich zum Schmunzeln oder Nachdenken bringen und mich neugierig machen. In diesem Fall wurden meine Kriterien bestens erfüllt, denn "Der Sarg hing schief." hat doch einfach was!
Der Sarg beinhaltet Katis Vater, den Besitzer der Grümmsteiner Zeitung. Zeitlebens auf die Frauen herunterblickend, hat er seine Tochter nie richtig anerkannt, da sie erstens ein bedauerlicher außerehelicher Unfall war und zweitens auch noch in seine Fußstapfen getreten und Journalistin geworden ist. Dass Frauen im Journalismus nichts zu suchen haben, weiß man ja und das Käseblatt, für das Kati schreibt, ist ja sowieso keine richtige Zeitung.
Kati derweil genießt in Frankfurt das Großstadtleben in vollen Zügen und hatte bis vor kurzem auch noch Spaß bei ihrer Arbeit als Beautyredakteurin eines Lifestylemagazins. Neue Cremes, Shampoos und Schminke bewerten und Wellness-Retreats testen ist nämlich durchaus Arbeit!
Leider ist der Spaß dabei ein wenig auf der Strecke geblieben, als Katis Freund sie ausgerechnet mit ihrer Chefin betrogen hat. Nun turteln die beiden ungeniert durch die Flure und Kati denkt immer öfter an eine Flucht.
Da kommt der Besuch eines Grümmsteiner Anwalts natürlich genau richtig, der der verdutzten Kati eröffnet, sie wäre die Alleinerbin des Grümmsteiner Zeitungshauses. ...und im nächsten Atemzug direkt erwähnt, dass eine große Verlagsgruppe an einem Kauf mehr als interessiert ist. Dass der Anwalt mit dieser Verlagsgruppe unter einer Decke steckt, kann Kati natürlich nicht wissen. Und da ihr im Moment sowieso alles bis obenhin steht, beauftragt sie den Anwalt kurzerhand, sie als Journalistin in der Grümmsteiner Zeitung einzuschleusen. Sie will sich undercover ein Bild machen, bevor sie über einen Verkauf nachdenkt.
Während es in Frankfurt nun also heißt: Barbie goes Landei.....ist in Grümmstein die Stimmung mehr als mies. Keiner der Zeitungsangestellten weiß, ob er nächsten Monat vielleicht schon arbeitslos ist, und dann kommt da auch noch so eine Hupfdohle daher. Geschminkt, bunte Klamotten, High Heels und das Schlimmste: es handelt sich um eine Frau! Katis neue Kollegen sind mindestens genauso frauenfeindlich eingestellt, wie der verstorbene Chef.
Insofern wird ihr auch kein netter Empfang bereitet. Im Gegenteil. Entweder sie wird schamlos und auf unterstem Niveau angegraben oder mehr oder weniger ignoriert. Dass ihr von Anfang an grundsätzlich die Aufträge auf's Auge gedrückt werden, die keiner machen will, muss wohl nicht extra erwähnt werden.
Grümmstein liegt übrigens sehr ländlich (sehr sehr ländlich!) in der Lüneburger Heide. Da gibt es für Journalisten natürlich viel zu berichten....
Und so begleiten wir Kati auf unmöglichen Missionen, bei denen sie sich mehr als ein Paar Schuhe ruiniert. Aber siehe da: die tussihafte Kati zeigt, dass sie eine Kämpfernatur ist. Klar gehen Klamotten und Schminke immer noch über alles, aber nach und nach kristallisiert sich auch Katis großes Herz heraus. Ich mag dieses Mädel einfach!
An Wortwitz hat die Autorin bei diesem Roman nicht gespart, was ihn zu einem absolut kurzweiligen Gute-Laune-Buch macht.
Klischees werden zur Genüge so übertrieben beschrieben, dass es einfach lustig ist: dümmliche Bauern, Dorfpolizisten, die total auf der Leitung stehen und -Skandal!- ein schwuler Schützenverein, dessen Mitglieder schwuler als schwul sind.
Natürlich gibt es auch eine Liebesgeschichte, die sehr vorhersehbar ist. Aber ist das nicht meistens so?
Fakt ist: Andrea Hackenberg hat mich mit "Abgeferkelt" wunderbar unterhalten. Ihr locker-lustiger Schreibstil hat mich vom ersten Satz an mitgerissen. Sympathisch, übertrieben, saukomisch und zwischendurch ein paar leisere Töne.
Ich freue mich schon auf das nächste Buch der Autorin!

MEIN FAZIT: 4,5/5 BÜCHEREULEN mit rosa Zuckerguss obendrauf

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Bärbel Wintrath (Samstag, 11 Juli 2015 20:08)

    ich fühlte mich auch wunderbar unterhalten und habe oft schallend gelacht!