WINTER PEOPLE - WER DIE TOTEN WECKT

von JENNIFER MCMAHON


Ullstein Taschenbuch Verlag (www.ullstein-taschenbuch.de)

Erschienen im März 2014

ISBN 978-3-548-28609-9

Format: broschiert

Preis: 14,99 Euro

Seiten: 400

 Eine Warnung vorweg: dieses Buch sollte man besser nicht lesen, wenn man nachts allein ist und sich vor Kratzgeräuschen, die unerklärlicherweise aus dem Wandschrank kommen, Abdrücken von Kinderhänden, die plötzlich da sind oder schemenhaft sichtbaren kleinen Mädchen fürchtet.
Als Thriller oder Horror-Schocker würde ich dieses Buch nur bedingt bezeichnen, da auf unappetitliches Gemetzel weitestgehend verzichtet wird, wohl aber als schaurig-gruselig-spannend-historisch-gänsehautverursachend. Und Gänsehaut bekommt man bei diesem Buch. Wieder und wieder. Auch wenn man in der prallen Sonne sitzt.
Jennifer McMahon hat es geschafft, die düstere und beklemmende Atmosphäre im tiefsten Winter in Vermont an der Grenze zu Kanada sowohl im Jahr 1908 als auch in der Gegenwart so anschaulich zu beschreiben, dass man mittendrin ist.

Die Geschichte besteht aus drei Erzählsträngen, die miteinander verwoben werden und am Ende ein großes Ganzes bilden.

West Hall, Vermont, USA, 1908 - man liest die Tagebucheinträge von Sara, die mit ihrem Mann Martin und der kleinen Tochter Gertie ein entbehrungsreiches Leben auf einer einsamen Farm führt. Sara hatte mehrere Fehlgeburten und hängt nun mit einer abgöttischen Liebe an Gertie und beschert ihr trotz chronischer Geld- und Lebensmittelknappheit eine glückliche Kindheit. Doch dann wird Gertie ermordet - und Sara geht fortan durch die Hölle. In ihrer Trauer erinnert sie sich an das Vermächtnis ihrer Ziehmutter Auntie, die ihr aufschrieb, wie man Tote wieder zum Leben erweckt. Denn um die "Schlafenden", auch das "Wintervolk" genannt, ranken sich, egal in welcher Zeit, eine Menge Mythen und Legenden. Angeblich kann man einen Toten mit einem bestimmten Zauber zum Leben erwecken und gibt ihm damit noch einmal sieben Tage auf Erden. Sieben Tage, in denen man Abschied nehmen kann. Doch sollte man auch genau die Folgen dieses Zaubers abwägen....

West Hall, Vermont, USA, Gegenwart - immer wieder verschwinden in den Wäldern rund um eine Felsformation namens Teufelshand auf unerklärliche Weise Menschen. Viele Schauergeschichten ranken sich um diese Felsen und Eltern verbieten ihren Kindern, dorthin zu gehen.
Ruthie wohnt mit ihrer Mutter Alice und ihrer kleinen Schwester Fawn auf der Farm, die einst Sara bewohnte. Die Familie führt ein autarkes Leben, was dem neugierigen und etwas aufmüpfigen Teenager Ruthie gar nicht gefällt.
Eines Tages verschwindet Alice spurlos und ihre Töchter machen sich auf die erfolglose Suche. Um irgendeinen Anhaltspunkt zu erhalten, wohin die Mutter verschwunden sein könnte, stellen die beiden Mädchen das Haus auf den Kopf und machen dabei eine schaurige Entdeckung...

West Hall, Vermont, USA, Gegenwart - Katherine zieht in das verschlafene Örtchen West Hall, weil das der letzte Ort ist, an dem ihr Mann Gary sich vor seinem tödlichen Unfall aufhielt. Doch warum war er hier? Warum log er sie an? Katherine will dem auf die Spur kommen und stellt Nachforschungen an....

Durch abwechslungsreiche Erzählstränge, die immer wieder untereinander wechseln, ohne aber zu verwirren, kommt hier auf knapp 400 Seiten nicht ein einziges Mal Langeweile auf. Jedes Kapitel für sich endet so spannend, dass man auch unbedingt noch das nächste lesen will. Und das nächste. Und das nächste...
Dennoch regt das Buch auch zum Nachdenken an: wie weit würde man selber gehen? Welchen Preis wäre man bereit zu zahlen, um das Unmögliche möglich zu machen?
Und das Ende....schaurig! Absolut nicht vorhersehbar! Beklemmend!

MEIN FAZIT: Grandios! Unbedingt lesen! 5/5 BÜCHEREULEN


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Kommentare: 1
  • #1

    Ela (Montag, 24 Oktober 2016 18:02)

    Das Buch hab ich fast in einem Rutsch mal gelesen. Dummerweise bei stürmischen Wind und knarrenden Decken. Da musste ich mich dann erst mal mit Tee beruhigen zum einschlafen :D
    Liebe Grüsse Ela